In vergangenen Raubritterzeiten als sich längs der Werra der große
Handelsweg von Süden, aus Bayern kommend, nach Norden bis Bremen
hinaufzog, machte Helmo von der Lippoldsburg im Verein mit seinen
Schwägern von der Brackenburg und den Herren von der Spiegelburg
manchen Beutezug. Nach den Überfällen auf die Kaufleute schwelgten sie
gerne im Wegekrug am Eingang des Ilkstales bei Veit Meier, dem Wirt.
Eines solchen abends verspielte Helmo beim Würfeln einen Batzen nach
dem anderen, bis er schließlich den letzten Heller aus dem Beutel zog
und diesen zusammen mit seiner Burg auf den letzten Wurf setzte. Das
Unglück nahm seinen Lauf und Helmo stürmte unter dem höhnischen
Gelächter seiner Kumpanen hinaus.
Draußen prallte er auf eine finstere Gestalt, den Teufel, der ihm einen
schweren Beutel Geldes einhändigte gegen das Versprechen, keinem
Geistlichen auf seiner Burg Aufenthalt oder Obdach zu gewähren.
Helmos kluger Gemahlin Lisella, einer frommen Frau, waren Leibeserben
lange versagt geblieben, so dass sie eines Tages heimlich einen Bittgang
zum Kloster Mariengarten unternommen hatte. Ihre Gebete waren erhört
worden und so gebar sie in der gleichen Nacht einen Knaben. Zur
Tauffeier hatte sie einen Pater aus Mariengarten kommen lassen und
beherbergte ihn in der Burg.
Als anderntags Helmo mit Verwandten, Nachbarn und Freunden an der
prunkenden Tafel schwelgte, stürmte ein unbekannter Knappe herein und
berichtete von einem Zug mit reichen Schätzen Bremer Kaufleute, der
sich von Münden talaufwärts ziehe.
Die Männer konnten nicht widerstehen und stürmten unter Führung des
Knappen hinaus in den düsteren undurchdringlichen Nebel im Tal. Von
einem Warenzug war nichts zu hören oder zu sehen und so kehrten die
Männer unverrichteter Dinge zurück, allerdings ohne Helmo, der im Wald
versprengt worden war. Am ändern Tag fand sich lediglich Helmos Roß
ein und erst nach langem suchen fanden die Knechte in einem an der
Werra aufwärts gelegenen alten Steinbruch den Ritter Helmo mit
umgedrehtem Halse. Der Teufel hatte ihn geholt.
111 Erinnerung an jene schreckliche Zeit und Begebenheit nannte
man später den alten Steinbruch die 'Mordkammer' und den Wegekrug von
Veit Meier den 'Letzten Heller'.
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